CP/M Editoren


Zum Erstellen von einfachen Texten, z.B. für Quelltexte, wird ein Programm benötigt, das diesen Text von der Tastatur direkt in eine Datei schreibt. Ein solches Programm wird Editor genannt. Bei Änderungen wird diese Datei dann eingelesen und entsprechend bearbeitet.
Anfangs arbeiteten die Editoren zeilenorientiert, so wie der CP/M Editor ED.COM. Die Kommandos waren allerdings gewöhnungsbedürftig. Um beispielsweise die vierte Zeile in einer Datei zu löschen, war folgende Befehlssequenz nötig:
BTextzeiger an den Anfang
3LTextzeiger drei Zeilen vor
KDiese Zeile löschen
Durch den Einsatz vom Bildschirmterminals wurde das Arbeiten einfacher, da nun ein Cursor beliebig auf dem Schirm platziert werden konnte.
Die Basis für die Textzeichen ist der 7-Bit ASCII-Code. Dieser Code umfasst 128 Zeichen, wovon 33 Kontrollzeichen sind.
Für die Bewegung des Cursors werden entsprechende Kontrollzeichen verwendet. Allerdings reichten die 33 verfügbaren Zeichen nicht aus, um alle Kommandos abzubilden. Daher wurden Gruppen gebildet, die über ein Hauptkontrollzeichen aufgerufen werden konnten. (Z.B. waren ^K oder ^Q solche Gruppenkontrollzeichen). Nach der Einführung des Textverarbeitungsprogrammes WordStar wurden die von diesem Programm verwendeten Kontrollzeichen zu einem Quasi-Standard.
Für die Platzierung des Cursor werden ebenfalls Kontrollsequenzen verwendet. Viele Sequenzen begannen mit dem Kontrollzeichen ESC (0x1B), gefolgt von einem ASCII Zeichen. Nicht einheitlich war die Sequenz für das Platzieren des Cursors. Sowohl die Reihenfolge der Angabe der Position (Erst Zeile, dann Spalte oder erst Spalte, dann Zeile) als auch der Positionswert waren unterschiedlich. (Der Positionswert konnte eine ASCII-Zahl sein oder aber ein Wert mit einem Offset, wodurch ein druckbares Zeichen entstand. Eine Zusammenstellung verschiedener Steuersequenzen findet sich hier). Mit Einführung der ANSI ESCape-Sequenzen wurde eine Standardsierung eingeführt.

Der Vorteil der Darstellung einer Datei auf dem Bildschirm ist die gute Übersichtlichkeit. Allerdings gibt es mir nur bekannte Bildschirm-Editoren, die die Datei für die Verarbeitung komplett in den Speicher laden. Dadurch ergibt sich eine maximale Dateigröße, die durch den verfügbaren Speicher begrenzt wird. Beim zeilenorientierten Editor ED.COM kann eine Datei in kleinen Teilen geladen und bearbeitet werden. Die Dateigröße ist demnach nur begrenzt durch den freien Speicherplatz auf dem Speichermedium (Diskette oder Festplatte). Bei der Auswahl eines Bildschirmeditors muss also ein Kompromiss gefunden werden; der Editor sollte möglichst klein sein aber gleichzeitig eine große Funktionalität bieten.

Es gab einige Bildschirmeditoren in der SIG/M1, die viel Komfort boten:
  1. VDO (6,75k - 54 Rekords)
  2. VDE (12k - 96 Rekords)
Die deutsche Firma ACW-Soft modifizierte den Editor VDO für den JOYCE und bot diesen als EDY.COM (6,75k - 54 Rekords). Daneben wurde in etlichen Programmpaketen von HiSoft der Editor ED80.COM (8,6k - 69 Rekords) geliefert — dies war mein bevorzugter Editor.
Der kleinste mir bekannte Editor ist TINYED.COM (5k - 40 Rekords).

1. Die Gruppe SIG/M (Special Interest Group/Microcomputers), ein Teil des Amateur Computer Clubs aus New Jersey, hatte zur regulären Ausgabe von Public Domain Software diese auf Disketten zusammengestellt. Die SIG/M Disketten entstanden ab 1980 und die Ausgaben 000 bis 310 sind hier zu finden.

Letzte Änderung: 17.Februar 2015