Im Magazin „MC" wurde im September 1985 der folgende Artikel abgedruckt.
Hier wird eine Routine für den Z80 zum Sortieren von Text vorgestellt.
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Z80 sortiert Texte im Nu
Eine handliche Z80-Routine sortiert Zeichenketten beliebiger und unterschiedlicher Länge in Windeseile.
Groß- und Kleinschreibung, auch gemischt, sind zulässig.
Selbst Umlaute und „ß" können zusätzlich eingeordnet werden.
Ein ideales Hilfsprogramm für Sachwortverzeichnisse und Register.
Das Sortieren von Texten, z.B. Sachwortverzeichnissen, Namens- oder Telefonlisten kommt immer wieder vor.
Vielfach wird sogar behauptet, etwa 30% der Textverarbeitung entfalle auf dieses Problem.
Dennoch fehlt in den meisten Textverarbeitungssystemen eine solche Routine.
Im wesentlichen werden nur Routinen in Basic, Pascal oder anderen Hochsprachen publiziert, und dies sogar relativ häufig.
Beschrieben werden viele Methoden mit sehr unterschiedlicher Effektivität.
Sie tauschen meist zwei falsch geordnete Wörter.
Versucht man nun eine solche Routine in Maschinensprache zu übertragen, so steht man bei jedem Austausch etwa vor folgendem Problem:
— Die Worte sind meist unterschiedlich lang.
— Sollen sie ausgetauscht werden, muß zusätzlich der zwischen ihnen liegende Teil verschoben werden.
— Dies verlangt zuvor die Auslagerung des längeren Wortes.
Die Anzahl der Berechnungen für die Adressen und die Anzahl der Vertauschungs- und Verschiebeoperation im Speicher sind folglich je Tausch sehr umfangreich.
Was nimmt es da Wunder, wenn auf diese Weise die Maschinensprache gegenüber Hochsprachen keinen entscheidenden Gewinn bringt, und das abgesehen vom hohen Programmaufwand.
Im Z80-Befehlsvorrat existieren nun die sehr nützlichen Verschiebe- und Vergleichsbefehle LDDR
, LDIR
, CPDR
und CPIR
.
Es liegt also nahe, einen speziellen Sortieralgorithmus auf dieser Basis zu entwickeln.
Das in Bild 1 abgedruckte Programm arbeitet im Gegensatz zu den meisten sonstigen Sortiertechniken nicht mit Austausch-, sondern nur mit Verschiebeoperationen.
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Bild 1. Unglaublich schnell arbeitet diese Sortierroutine in Z80-Maschinensprache
[Hier als M80 Quelle1] |
Verschobenes Wort paßt genau in die Lücke
Es sei davon ausgegangen, daß die einzelnen Wörter hintereinander nur durch 00 getrennt im Speicher vorliegen.
Warum 00 und nicht 0DH (Carriage Return) verwendet wird, ist später ersichtlich.
Ein Beispiel:
00 Wort 00 Wort 200 abends 00 Hut + 00
usw.
Es werden also bewußt Groß-/Kleinschreibung, Leerraum, Zahlen und Satzzeichen zugelassen.
Allgemein gilt also die Anordnung von
Bild 2.
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Bild 2. Die Wörter werden vom Textende her auf die richtige Reihenfolge untersucht
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Die Adresse des Textbeginns (erstes ASCII-Zeichen) sei an der 2-Byte-Speicherstelle (STADR
) abgelegt, das Ende (1 Byte hinter dem letzten 00) in der 2-Byte-Speicherstelle (ENADR
).
Der Vorgang des Sortierens ist stark vereinfacht in Bild 2 gezeigt.
Vom Ende her werden benachbarte Worte (im Bild als Zahlen dargestellt) auf die richtige Reihenfolge getestet.
Beim ersten falsch angeordneten (hier die 7) wird eine Marke gesetzt, beim Vergleichswort eine zweite.
Jetzt wird rückwärts nach dem nächstliegenden größeren gesucht.
Anschließend wird das falsch liegende Wort an das Textende gelegt, der Text zwischen den Marken verschoben und das Wort an die entstandene, genau passende Lücke gelegt.
Von der Marke (ganz links) wird nun der Vergleichsvorgang benachbarter Wörter wiederholt, und falsch angeordnete Wörter werden wieder an die richtige Stelle gelegt.
Wenn dieser Vorgang an der Startadresse anlangt, ist der Text sortiert.
Es sei betont, daß der wirkliche Sortiervorgang erheblich komplizierter ist.
Die Wörter müssen ASCII-Zeichen für ASCII-Zeichen verglichen werden.
Das Ende 00 muß erkannt werden.
Sonderoperationen sind notwendig, damit an den Enden, d.h. bezüglich erster und letzter Wörter nichts passiert usw.
Dies sind die Gründe, daß normalerweise nur Textketten genau formatierter Länge sortiert werden.
Sie würden aber zusätzlich oft sehr wertvollen Speicherplatz beanspruchen und sind, wie das beschriebene Programm zeigt, keineswegs notwendig.
Einen lauffähigen Speicherauszug (ab Adresse 0000H zeigt Bild 3.
ADDR 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F
0000: C5 B7 ED 42 E5 C1 E1 C9 2A E0 00 22 E2 00 2B AF
0010: 2B BE 20 FC 23 22 E4 00 AF E5 ED 5B DE 00 B7 ED
0020: 52 E1 C8 2B 2B BE 20 FC 23 22 E6 00 2A E4 00 ED
0030: 5B E6 00 7E E6 5F 47 1A E6 5F B8 28 0D 30 1B 2A
0040: E4 00 22 E2 00 2A E6 00 18 CB FE 00 28 04 23 13
0050: 18 E1 1A FE 00 28 E8 BE 28 F4 2A E4 00 ED 4B E6
0060: 00 CD 00 00 C5 ED 5B E0 00 ED B0 2A E6 00 ED 5B
0070: E2 00 7E E6 5F 47 1A E6 5F B8 28 1A 30 28 2A E0
0080: 00 ED 5B E2 00 B7 ED 52 28 32 E5 C1 AF D5 E1 ED
0090: B1 22 E2 00 18 D5 FE 00 28 04 23 13 18 D4 1A FE
00A0: 00 28 DB BE 28 F4 2A E2 00 ED 4B E4 00 CD 00 00
00B0: ED 5B E6 00 ED B0 C1 2A E0 00 18 10 2A E0 00 C1
00C0: 09 ED 4B E4 00 CD 00 00 ED 5B E6 00 ED B0 2A E6
00D0: 00 E5 AF BE 23 20 FC 22 E2 00 E1 C3 15 00 00 00
00E0: 00 00 00 00 00 00 00 00
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Bild 3. Lauffähiger Maschinencode mit Startadresse 0000H
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Bei der Kürze des Programms kann es auch leicht als Maschinenroutine von Hochsprachen aus mit CALL
, USR
oder ähnlichen Befehlen aufgerufen werden.
Für die Textsortierung ist das Unterprogramm SORT
entscheidend.
Es schaltet über die Maske 5FH die Bits für die Großschreibung und die Grafikzeichen zum Vergleich aus.
Dadurch werden einmal die Klein- und Großbuchstaben gleichrangig behandelt, zum anderen ist es dadurch möglich, auch die Umlaute und „ß" gleichrangig zu behandeln.
Sie sind durch eine kurze Zusatzroutine nur auf die passenden Grafikzeichen zu transformieren und am Ende wieder zurückzuwandeln.
Durch diese Maske entstehen aber Probleme, wenn CR = 0DH
bestehen bleibt.
Es wird deshalb entgegen üblichen Zeichenketten in 00 gewandelt.
Dann entsteht nach der Maskierung mit 5FH
ein Leerzeichen.
Deshalb sind Teilroutinen zur Unterscheidung von 00 = Ende und 20H
= Space notwendig.
Der Vorteil dieser Operation ist, daß somit auch alle Satzzeichen und Zahlen optimal angeordnet werden, ja selbst alle Steuerzeichen sind verwendbar.
Angefügte Wörter schnell eingereiht
Das Programm benötigt zum Sortieren im ungünstigsten Fall n(n-1)/2 Vergleiche und n-1 Verschiebungen.
Diese Werte sehen im Vergleich zu den bekannten sonstigen Werten sehr günstig aus.
Deshalb wurden gerichtete Zeitmessungen mit Zufallswörtern aller ASCII-Zeichen von 20H
bis 7FH
und Zufallslängen (1 bis Nmax
) durchgeführt.
Dabei ergaben sich für eine mit 2 MHz betriebene CPU die in der Tabelle dargestellten Werte.
Gemessene Sortierzeiten mit einer 2-MHz-CPU
Wörter1)* 200 500 1000 2000
Zeit/s 3 15 60 200
1)* Wortlänge max. 10 Zeichen
Wortlänge2)
Zeichen 5 10 20 40
Zeit/s 13 15 22 35
2) Zahl der Wörter: 500
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Sie sind, verglichen mit den Werten aus der Literatur, beachtlich kurz.
In brauchbarer Näherung gilt für die Sortierzeit bei Zufallswörtern und 2 MHz die folgende Formel:
T/s = 2 · 10-5 · √Wortlänge · (Wortanzahl)2
Es überwiegen hiernach also eindeutig die Vergleichsoperationen, und das, obwohl sie bereits zeitoptimal gestaltet wurden.
Es sei aber betont, daß ein bereits sortiertes Feld extrem schnell erkannt wird.
Wenn das Feld mit den 2000 Wörtern der maximalen Länge 10 sortiert ist, durchläuft der Algorithmus in 0,8 s (!) das Feld.
Dies hat zur Folge, daß auch einzelne hinten (!) angefügte Wörter extrem schnell eingeordnet werden.
Im wesentlichen sind also die Werte der Formel bereits Maximalzeiten.
Dies bedeutet, daß der Algorithmus eigentlich alle normalen Sortieroperationen in vorbildlicher Weise realisiert.
Der Autor ist Bereichsleiter an der Akademie für Wissenschaften, Ostberlin, DDR.
Literatur
[1] | Wehringner, A.: Sortieren in Basic. Elektronikschau 11 (1981), Heft 4, Seite 34...39. |
[2] | Kollmann, M.: Sortieren in Sekundenschnelle. Chip 1981, Heft 7, Seite 45...52. |
[3] | Turalski, N., Hansohm, J.: Ein empirischer Vergleich von Sortieralgorithmen auf Microcomputern. Angewandte Informatik 1984, Heft 5, Seite 375...378. |
1. |
Ich habe das Unterprogramm SORT kommentiert und etwas optimiert.
Die Routine TEST, die mit der Sortierroutine verlinkt werden muss, demonstriert die Sortierung
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Eingescanned von
Werner Cirsovius
Dezember 2005
© Franzis' Verlag